So bunt wie das Leben - Die Tafel in Bad Krozingen und ihre Kunden

Veröffentlicht am 27.02.2021 in Ortsverein

Tafelladen Bad Krozingen

Über 950 Tafeln gibt es in ganz Deutschland. Mit dem Ziel gestartet, überschüssige, noch verzehrfähige Lebensmittel vor der Vernichtung zu retten, sind sie heute für viele Menschen in Not eine unverzichtbare Hilfe. So werden über die Tafeln jährlich rund 265 Tausend Tonnen Lebensmittel an über 1,6 Millionen Menschen weitergegeben. 

Eine dieser Tafeln ist die Tafel Staufen, zu der auch der Tafelladen in Bad Krozingen gehört. Um einen Überblick über die Situation der Tafel in Bad Krozingen zu erhalten, haben wir Frau Silke Eckert-Lion, die Leiterin der Tafel Staufen, befragt.

Seit wann gibt es die Tafel in Bad Krozingen? 

Die Tafel Staufen wurde im Jahr 2002 gegründet – bis 2019 als gemeinnütziger Verein geführt. Zum 01.01.2019 ging die Tafel in die Trägerschaft des Caritasverbandes Breisgau-Hochschwarzwald e.V. über. In den Jahren gab es viele Standorte, wie der Name jedoch schließen lässt, hat aber alles in Staufen begonnen. Bereits 2-3 Jahre später kam der Standort Bad Krozingen dazu und ebenso Breisach.

Wie viele Kunden sind aktuell registriert? 

Ca. 400 registrierte Kunden – dass sind jedoch nur die ausgegebenen Kundenkarten, dahinter „verstecken“ sich entsprechend noch Partner und Familien. Wir befinden uns gerade in einem Systemwechsel der Kundenkartei, deshalb kann ich hier und heute nur ungefähr schätzen.

Wie hat sich das über die Jahre verändert? 

In den Jahren 2015/2016 während der großen Flüchtlingswelle waren natürlich auch bei der Tafel Staufen vergleichsweise mehr Kunden, als es heute sind. 

Bemerkt man hier eine Zunahme an Bedürftigkeit? 

Die Zahlen sind recht stabil, dieses Jahr etwas mehr Neuanmeldungen, aber sobald die Leute nicht mehr so knapp bei Kasse sind, kommen die auch nicht mehr zur Tafel.

Wie würden Sie eine repräsentative Kundin, einen repräsentativen Kunden der Tafel beschreiben? Wer sind die Menschen, die auf die Hilfe der Tafel in Bad Krozingen angewiesen sind? 

Die Tafel und die Tafelkunden sind so bunt wie das Leben – von Menschen ohne festen Wohnsitz, über Flüchtende oder Alleinerziehende mit Kindern ist alles bei uns vertreten. Groß ist die Gruppe der Rentner!

Wer kann Kunde werden und wie? 

Einkaufsberechtigte Personen sind Menschen, die an oder unter der Armutsgrenze leben – also alle Menschen die Leistungen nach SGB II, SGB XII oder AsylbLG beziehen. Wir haben die Einkommensgrenze bei EUR 1.100,00 festgelegt – so können auch Geringverdiener einen Antrag auf eine Kundenkarte stellen – das sind dann die Gruppe der Rentner, Alleinerziehenden, Geringverdiener, Studenten, … die Details findet man hier: Caritas Breisgau-Hochschwarzwald Tafelläden

Bekommen Kunden Lebensmittel und Kleidung umsonst oder müssen sie etwas dafür bezahlen?

Die Lebensmittel werden für einen kleinen Betrag von ca. 10-20% des tatsächlichen Verkaufspreises abgegeben. Bei der Kleidung ist es teilweise noch weniger. Die Einnahmen werden zur Kostendeckung verwendet. Das heißt, die laufenden Kosten der zwei Kühlfahrzeuge wie Versicherung, Treibstoff, Werkstattkosten, dann müssen wir unsere Miete und Nebenkosten bezahlen – wie Strom, Heizung, Müll, … Außerdem versucht man noch, Geld beiseitezulegen, wenn es Großanschaffungen wie zum Beispiel ein neues Fahrzeug sein muss oder Kühlzelle oder Kühlregale, … das ist alles nicht so ohne.

Silke Eckert-LionSilke Eckert-Lion

Warum hat sich die Tafel der Caritas angeschlossen und was hat sich dadurch geändert? 

Wie es bei vielen Vereinen ist, werden die Mitglieder immer älter und es gibt keinen engagierten Nachwuchs – eine Tafel wird als Lebensmittelunternehmen gesehen und muss so mit allen Pflichten auch geführt werden – das ist aufwändig und es ist eine große Verantwortung. Die Tafel Staufen hat drei Verkaufsstellen, da ist einiges zu berücksichtigen, das konnten und wollten die bestehenden Vereinsmitglieder einfach nicht mehr leisten. So kam es, dass der Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald die Tafel Staufen übernommen hat – die Tafel Hochschwarzwald wurde z.B. durch den Caritasverband gegründet.

Wie viele Helfer hat die Tafel aktuell und für welche Bereiche bräuchte sie noch Helfer? 

Auf unserer Ehrenamtsliste sind knapp 100 Helfer geführt. Davon sind jedoch seit Coronabeginn einige nicht mehr aktiv, wollen aber unter „Normalbedingungen“ wieder zurückkommen. So verteilt sich momentan die Last auf ca. die Hälfte, die bis heute mit ungebrochenem Engagement dabei sind – dieses Jahr konnte ich mit einem Danke nicht alles ausdrücken, was ich wirklich damit sagen wollte.

Wir würden uns sehr über Helfer im Fahrerbereich freuen, wir sammeln von Montag bis Samstag Lebensmittel bei den Supermärkten und Bäckereien und ab und zu müssen Sondertouren gemacht werden. Das heißt engagierte Helfer, die sich trauen ein großes Kühlfahrzeug (Sprinter) zu fahren und auch mit anzupacken, denn die ein oder andere Kiste ist schon schwer.

Welche Sachspenden wären am dringlichsten? 

Lebensmittelspenden sind bei uns immer gefragt – vor allem Trockenware wie die Grundnahrungsmittel Nudeln, Reis, Mehl, Zucker, Speiseöl, Hülsenfrüchte, Dosentomaten. Wenn Kaffee, Tee im Regal stehen, freuen sich unsere Kunden auch sehr – wie auch über Müsli, Gemüsebrühe, Haferflocken, … wirklich die Basics.

Wozu werden aktuell Geldspenden benötigt? 

Seit Corona stehen wir vor besonderen Herausforderungen. Unsere Tafel ist winzig klein, wir mussten unseren Obst- und Gemüsebereich unter ein Zelt vor der Tafel verlagern. Kurz, es mussten viele Anschaffungen gemacht werden, die auf Corona zurückzuführen sind. Wir hatten zum Beispiel auch noch nie so hohe Rechnungen für Reinigungs- und Desinfektionsmittel und Schutzausstattung wie Handschuhe und Masken. Wenn die Helfer schon freiwillig kommen, dann ist die Schutzausstattung das Mindeste, was wir bieten müssen. Außerdem mussten wir unsere Kleiderläden für lange Zeit schließen – gerade jetzt sind die auch wieder zu. Unsere Einnahmen sind dadurch stark geschrumpft, unsere Grundkosten und Extrakosten laufen aber weiter … die Liste ist lang.

Welche Frage zur Tafel würden Sie noch gerne hören und beantworten? 

Vielleicht was wir uns für die Zukunft wünschen?! Also da wäre zum Beispiel die Frage der Räumlichkeiten, wer schon mal bei uns war weiß, dass wir von einer „kleinen Butze“ sprechen können. Die Pandemie hat uns wirklich an die Grenzen gebracht – im Sommer mussten die Mitarbeitenden draußen schwitzen und einen Sonnenbrand riskieren und jetzt im Winter ist es kalt und nass … wir brauchen größere Räumlichkeiten für den Tafelladen, der schließlich sechs Mal die Woche geöffnet hat. Das ist ein großes Thema und hier brauchen wir dringend Hilfe und Unterstützung!

Wir danken Frau Silke Eckert-Lion für dieses Interview.

 

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